Kaum ein Aspekt beeinflusst die Arbeitsmoral eines Mitarbeiters so sehr wie seine Beziehung zu den Führungskräften. Sie ist eine zentrale Säule des Erfolgs im Unternehmen und wird dennoch immer wieder unterschätzt. Zu wenige Abteilungs- und Teamleiter stecken die notwendige Energie in diese Beziehungen. Stattdessen halten sie ihre Angestellten oft für selbstverständlich und investieren erst dann in die Beziehung, wenn sie bereits den entsprechenden Schaden genommen hat. Ist ein Arbeitnehmer menschlich enttäuscht vom Chef, geht es häufig nicht nur um rein berufliche Belange, sondern vielmehr um tiefere zwischenmenschliche Erwartungen. Werden diese verletzt, sinkt einerseits die Arbeitsmoral und andererseits auch das allgemeine Wohlbefinden des Mitarbeiters. Dieser Umstand muss unbedingt vermieden werden.

Häufige Ursachen menschlicher Enttäuschung am Arbeitsplatz

In vielen Fällen ist es ein Vertrauensbruch, der dazu führt, dass der Mitarbeiter Enttäuschung gegenüber dem Chef empfindet. Das kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass der Chef eine bestimmte Handlung zusagt (zum Beispiel eine Gehaltserhöhung oder das Zusprechen neuer Verantwortung), sich dann aber nicht an dieses Versprechen hält. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob das Verhalten des Chefs nur dann anders ausfällt, weil sich die Umstände geändert haben, oder ob es von vornherein leere Versprechen waren. Der Mitarbeiter fühlt sich vernachlässigt oder im schlimmsten Fall sogar in die Irre geführt.

Neben dem klassischen Vertrauensbruch kann aber auch fehlende Wertschätzung zu Enttäuschung auf Seiten des Mitarbeiters führen. Wird seine harte Arbeit nicht anerkannt, fühlt der Mitarbeiter sich oft übergangen. Dabei würde ein einfaches „Danke“ oft Wunder bewirken. Spricht der Mitarbeiter diesen Umstand an, sollte der Chef unbedingt mit Empathie reagieren. Ein Ignorieren oder gar Beschwichtigen der Gefühle lässt den Chef unsensibel und herzlos erscheinen, was den Arbeitnehmer besonders bei erschwerten Umständen und in schwierigen Lebenssituationen trifft. Gerade bei Krankheit oder familiären Problemen sollte eine Führungskraft viel Empathie zeigen, um nicht zu riskieren, den Mitarbeiter persönlich zu verletzen.

Unfaire Behandlung und widersprüchliche Kommunikation sind zwei weitere Faktoren, die immer wieder zu menschlicher Enttäuschung am Arbeitsplatz führen.

Emotionale Folgen für die Mitarbeiter

Die emotionale Belastung, die am Arbeitsplatz entsteht, wenn der Chef den Mitarbeiter enttäuscht, ist kaum zu unterschätzen. Die Beziehung leidet in der Regel nicht sofort. Doch spätestens dann, wenn entsprechende Muster entstehen oder der Chef den Mitarbeiter immer wieder aufs Neue enttäuscht, hat die emotionale Belastung weitreichende Konsequenzen. So kann ein Mitarbeiter, der gewöhnlich immer hart gearbeitet hat, seine Bereitschaft zurückziehen, sich für die Firma ins Zeug zu legen. Ein solcher Motivationsverlust belastet nicht nur den Mitarbeiter selbst, sondern das gesamte Team – und schließlich sogar die wirtschaftlichen Aspekte eines Unternehmens. Wie der rottende Apfel im Obstkorb kann ein einziger unzufriedener Mitarbeiter die Arbeitsmoral in der gesamten Abteilung belasten.

Ist das Vertrauen zum Chef einmal zerbrochen, lässt es sich nur schwer wiederherstellen. Entscheidet sich der Mitarbeiter dazu, das Unternehmen zu verlassen, muss ein neuer Arbeitnehmer geschult und eingearbeitet werden, was Zeit und Geld kostet.

Das Zurückgewinnen des Vertrauens

Wenn Mitarbeiter menschlich enttäuscht vom Chef sind, leidet das Arbeitsklima sehr darunter. Möchte ein Chef an sich und der Beziehung zu seinen Mitarbeitern arbeiten, um eben diese Faktoren zu vermeiden, muss er den Mut haben, sich seine eigenen Fehler einzugestehen. Eine solche offene Kommunikation kann der erste Schritt zur Besserung sein. Mit ehrlichen Gesprächen und dem entsprechenden Mitgefühl lässt sich die Wertschätzung neu aufbauen und die Beziehung vielleicht retten. Dieser Prozess ist nicht einfach, wird aber Klarheit schaffen und Mitarbeiter und Führungskräfte Stück für Stück wieder zueinander bringen.