Industrie

Wie entwickelt sich der Strompreis in der Industrie?

Der deutsche Industrie-Strompreis ist der durchschnittliche Strompreis inklusive Steuern für kleine bis mittlere Industriebetriebe für Neuabschlüsse. Er setzt sich aus verschiedenen Werten zusammen. Der Posten „Beschaffung, Netzentgelt und Vertrieb“ nimmt dabei den größten Anteil ein, gefolgt von der Stromsteuer. Im folgenden Artikel werden aktuelle Entwicklungen des Industrie-Strompreises in Deutschland betrachtet und Prognosen für die Zukunft abgegeben.

Deutschland im europäischen Vergleich

Im Februar 2024 betrug der Industrie-Strompreis in Deutschland 19,1 Cent pro Kilowattstunde bei einem Jahresverbrauch von 160.000 bis 20 Mio. kWh und mittelspannungsseitiger Versorgung. Damit liegt das Land im europäischen Vergleich auf Rang 14. In Griechenland, Bulgarien und Italien ist der Preis für Industriestrom am höchsten. 

Entwicklungen in den letzten Jahren

Während die Strompreise für Privathaushalte in den 2000er und 2010er Jahren erheblich gestiegen sind, war dieser Trend bei Gewerbe- und Industriestrom lange Zeit kaum zu beobachten. Mittelständische Unternehmen und besonders energieintensive Industriebetriebe profitierten von staatlichen Strompreis-Privilegien und zahlten teilweise nur einen Bruchteil des Haushaltsstrompreises.

Durch neu geschaffene staatliche Umlagen, steigende Netzentgelte und den Wegfall bestimmter Ausnahmeregelungen ist in der jüngeren Vergangenheit allerdings auch der Industrie-Strompreis konstant angestiegen. Das ist auch anhand des Index zur Entwicklung des Industriestrompreises deutlich zu erkennen. In der zweiten Jahreshälfte von 2022 erreichte er mit zwischenzeitlich bis zu 50 Cent pro kWh einen Höchststand. Dieser Anstieg ist vor allem auf die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine zurückzuführen, da die Preise für Rohstoffe wie Gas und Kohle dadurch wesentlich höher wurden. Als Folge beklagten zahlreiche Unternehmen Wettbewerbsnachteile durch das hohe Energie-Preisniveau am Wirtschaftsstandort Deutschland.

In 2023 konnten sich die Preise wieder erholen. Im Durchschnitt lag der Industrie-Strompreis im letzten Jahr bei 24,5 Cent pro kWh. Damit ist er um knapp 20 Cent im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Bedeutung für Unternehmen

Der rasante Anstieg der Energiepreise belastete die Wettbewerbsfähigkeit vieler deutscher Betriebe. Insofern ist es für Unternehmen besonders wichtig, günstigen Gewerbestrom zu bekommen. Deshalb stehen vor allem Gewerbekunden, deren aktuelle Lieferverträge auslaufen, nun vor der großen Herausforderung, neue Verträge abzuschließen. Die vereinbarten Konditionen sind unter Umständen schlechter als bisher. Als mögliche Lösung steht ein gedeckelter Strompreis für Industriebetriebe im Raum.

Prognose für die nächsten Jahre

Grundsätzlich fällt die Strompreis-Prognose für die nächsten Jahre deutlich entspannter aus als bisher. Dennoch wird der durchschnittliche Industrie-Strompreis auch in den kommenden Jahren höher liegen als vor der Energiekrise, da er aufgrund des deutschen Energiemixes noch immer stark von den Gaspreisen abhängig ist. Trotz des Rückgangs seit 2022 ist auch mittel- und langfristig ein höheres Preisniveau als bisher zu erwarten.